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Stadt Waldmünchen

Grafenried / Lucina

Im Böhmischen Wald, der auf bayerischer Seite als Bayerischer Wald bezeichnet wird und als Landschaftsschutzgebiet bzw. Naturpark ausgewiesen ist, finden Sie sonnenüberflutete Wiesen und dunkle Täler, felsige Bergkämme und von Bergbächen durchzogenes Weideland. Die menschlichen Schicksale, die sich hier infolge des 2. Weltkriegs abspielten, ergreifen die Besucher von Grafenried allerdings bis heute.
Nun bedecken Moos und Strauchwerk die Überreste von Dutzenden Dörfern, Weilern, Einöden und Industriebetrieben. Mauerreste und Friedhöfe erinnern an die Ortschaften,  welche auf der heute böhmischen Seite standen. Das ehemalige Grafenried (cz Lučina) ist eine dieser Ortschaften. Das Dorf stand an einer kleinen Anhöhe in der Nähe der deutschen Grenze (heute Grenzübergang Untergrafenried) westlich von Nemanice. Nach Grafenried waren auch die Ortschaften Anger (Upor), Seeg (Pila) und Haselbach (Liskova) eingemeindet. So lebten dort ca. 800 Personen. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde die deutsche Bevölkerung aus dem Grenzgebiet abgeschoben und das Dorf mit allen seinen Gebäuden allmählich geschliffen. Die Grafenrieder Kirche St. Georg stand noch bis in die 70-er Jahre des 20. Jahrhunderts und obwohl sie den Status eines Denkmals besaß, wurde sie trotzdem vernichtet. Auf Initiative eines ursprünglichen Gemeindebewohners und einiger Historiker auf tschechischer Seite wurden die Überreste der Kirche 2011 teilweise freigelegt und pietätvoll renoviert. Der Besucher kann heute das freigelegte Presbyterium mit der neu gemauerten Altarmensa, die Sakristei, einen Teil des Kirchenschiffes und die Reste des Turms besichtigen. Seit 2012 wurde behutsam begonnen, weitere Gebäude wieder aufzudecken. So sieht man heute neben dem ehemaligen Pfarrhof große Teile der ehemaligen Brauerei und zahllose weitere Häuser. Weiterhin kann man den Friedhof, der heute noch von Angehörigen der Verstorbenen gepflegt wird, besuchen. Der Böhmische Wald gewann durch diese Freilegungen von 37 Gebäuden einen weiteren historisch bedeutenden Ort und ein touristisch sehr interessantes Ziel.

Wanderung zu den verschwundenen Dörfern

Eine Wanderung zu den ehemaligen Dörfern Grafenried, Anger und Seeg in Böhmen startet man am besten beim Parkplatz am Perlsee (Wm3). Auf guten Feldwegen gelangt man über den Kapellenberg zu den Kramhöfen und auf der Teerstraße nach Untergrafenried. Durch den Ort gehts weiter bis zum Grenzübergang und von hier aus führt der Weg nach Grafenried. Folgt man hier dem linken Weg, gelangt man nach Anger und dann nach Seeg. Auch von diesen Dörfern ist nicht viel übrig geblieben. In der ehemaligen Glashütte Seeg kann man aber noch die Überreste von zwei Mühlen besichtigen (Mühlhaus mit Wasserradwelle). In unserem Wanderprogramm finden Sie auch zahlreiche geführte Wanderungen zu den verschwundenen Dörfern. Unsere Wanderführer können Ihnen dann Vieles über die Geschichte dieser Dörfer erzählen. Das Wanderprogramm erhalten Sie in der Tourist-Info Waldmünchen. Anfragen für geführte Touren nimmt ebenfalls die Tourist-Info Waldmünchen entgegen. Tipp: Die Wanderung kann auch direkt beim Parkplatz am Grenzübergang Untergrafenried gestartet werden. Folgen Sie der tschechischen Markierung (weiß-grün-weiß) und Sie erreichen das ehemalige Dorf Grafenried in ca. 10 Minuten.

In Grafenried starten Sie am besten am Infopavillon in der ehemaligen Brauerei. Im Gelände finden Sie zahllose zweisprachige Tafeln, welche Ihnen zum besseren Verständnis der Anlage dienen.

Hier gehts zum Video

http://www.waldmuenchen.de//tourismus-freizeit-kultur/kultur-brauchtum/grafenried-das-verschwundene-dorf