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Stadt Waldmünchen

Deutsch-Tschechische Projekte

Das Aktionsbündnis Čerchov plus hat im Zeitraum 2011 bis 2020 eine Reihe von deutsch-tschechischen Projekten entwickelt und umgesetzt. Dies war dank der Förderung durch die Interreg-Programme Bayern-Tschechien möglich.

Grafenried (Lučina)

Das Aktionsbündnis Čerchov plus hat im Zeitraum 2011 bis 2020 eine Reihe von deutsch-tschechischen Projekten entwickelt und umgesetzt. Dies war dank der Förderung durch die Interreg-Programme Bayern-Tschechien möglich.

"Wer sich seiner Vergangenheit nicht erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen" (Santayana)

Ein Video zum Ort "Grafenried finden Sie gleich  hier!

Tschechen und Deutsche waren jahrhundertelang Nachbarn. Der Grenzkamm des Böhmischen Waldes (Böhmerwald) bildete schon immer eine natürliche Grenze. Da es sich aber um ein strategisch bedeutsames Gebiet handelte, durch das wichtige Handelswege über Domažlice (Taus) und Tachov (Tachau) nach Passau und Nürnberg führten, gab es oft Auseinandersetzungen und Grafenried, zum ersten Mal bereits gegen 950 erwähnt, erlebte viele der historischen Umwälzungen und Ereignisse.

Geschichte von Grafenried

Wieso ist die Geschichte von Grafenried eigentlich so einzigartig?

Bis 1945 war es ein gewöhnliches Dorf wie jedes andere auch und es hieß Grafenried.

1946 mussten fast 3 Millionen Deutsche die Tschechoslowakei verlassen – im Rahmen der organisierten Vertreibung. Die Sudetendeutschen aus dem Landkreis Bischofteinitz wurden nach der Aussiedlung hinter der Grenze, im Flüchtlingslager Furth im Wald, interniert. Die Vertreibung betraf auch die Bewohner des damaligen Grafenried.

Grafenried - umbenannt zu „Lučina“ – bezahlte für seine Lage an der Grenze zwischen Ost und West, die fortan durch den sog. Eisernen Vorhang getrennt waren. Das Dorf lag plötzlich in der verbotenen „Sperrzone“, die von der Zivilbevölkerung nicht betreten und nur durch die tschechoslowakischen Grenzsoldaten genutzt werden konnte.

Nach dem Abzug der Grenzsoldaten 1964 war Grafenried lange Zeit sich selbst überlassen. Die Natur hat nach und nach das Dorf erobert und dabei die meisten Spuren menschlichen Lebens zugedeckt.

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1990 betraten Tschechen und Deutsche - voll von Neugier - diesen vergessenen Ort und Grafenried wachte aus einem langen Schlaf auf. Die Hauptsache war aber, dass wir - Tschechen und Deutsche - wieder begonnen haben, uns zu treffen!

Der Lehrpfad Grafenried als Lern- und Erinnerungsort

Im Jahre 2016 haben sich die Gemeindebündnisse Domažlicko und Aktionsbündnis Čerchov plus mit dem Ziel zusammengeschlossen, Grafenried als einen einzigartigen lebendigen Lern- und Erinnerungsort zu erhalten.

Das war der Anfang des Projekts „Grafenried – Freilichtmuseum der entdeckten Vergangenheit“. Wir haben finanzielle Förderung von der Europäischen Union erhalten und konnten so das Projekt in den Jahren 2017-2020 umsetzen. 

Die hergerichteten Überreste der ehemaligen Siedlung sind aber keine archäologische Fundstätte, wie es vielleicht auf den ersten Blick aussehen mag. Sie erzählen eher Grafenrieder Alltags-Geschichten und erinnern uns an die gemeinsame Vergangenheit.

Grafenried ist daher kein „Museum“ inmitten der Natur, es ist vielmehr ein Ort, an dem jeder mit eigenen Augen die Spuren unserer gemeinsamen Vergangenheit erleben kann. Es ist eines der vielen sog. verschwundenen Dörfer - und verschwundene Dörfer sind ein Phänomen, dem sich auch die Ausstellungen in regionalen Museen widmen - zum Beispiel in Klenčí pod Čerchovem oder in Waldmünchen.

Grafenried - Grenzgeschichten

Grenzgeschichten...

Im Jahre 2018 haben sich in Grafenried tschechische und deutsche Studierenden sowie Zeitzeugen getroffen. In einem von der Universität Passau durchgeführten Workshop zum „multimedialen Storytelling“ sind "Grenzgeschichten" entstanden:

Die "Grenzgeschichten" werden im Internet von der Stiftung Zuhören der Bayerischen Sparkassenstiftung/Bayerischer Rundfunk publiziert. Mit einem"Klick" auf das jeweilige Bild gelangen Sie zu den unter www.grenzgeschichten.net abrufbaren Beiträgen.

Lohnend ist auch hier ein Besuch im Trenck- und Grenzlandmuseum Waldmünchen, in dem diese Grenzgeschichten zu einem Teil der Ausstellung „Leben an der Grenze“ geworden sind.

Vertiefte Informationen, Studien und Materialien finden Sie auch auf der Seite des Gemeindebündnisses Domažlicko.

DSV NORDIC AKTIV ZENTRUM

Ganzjahresnutzung bedeutet „Bewegung und Naturerleben“ zu allen Jahreszeiten auf einem qualitativ hochwertigen grenzüberschreitenden Wegenetz im naturnahen Grenzkamm. Dafür steht die bundesweit erstmalige grenzüberschreitende deutsch-tschechischen Zertifizierung zum:

Grenzüberschreitende Natur-Aktiv-Region Gibacht/Cerchov

Im Herzen des bayerisch-böhmischen Grenzkamms zwischen Althütte, Gibacht und Čerchov (1042 m) liegt unsere grenzüberschreitende „Natur-aktiv-Region“ in einer Höhenlage von 600 – 1042 Metern.

In einem gemeinsamen EU-Projekt (2016-2019) haben unsere Gemeindebündnisse Domažlicko und Aktionsbündnis Čerchov plus gemeinsam mit den Betreiber-Städten Waldmünchen, Furth im Wald und Domažlice sowie dem Naturpark Oberer Bayerischer Wald und vielen Aktiven hier die Grundlagen für eine naturverträgliche Ganzjahresnutzung geschaffen (www.aktivregion-bayerischerwald.de).

ENTWICKLUNGSSTUDIE FÜR DEN CERCHOV-GIPFEL/MALINOVA HORA/SADEK

Entwicklungsstudie für den Čerchov-Gipfel/Malinová hora/Sádek

Im Rahmen unseres gemeinsamen EU-Projekts wurden u.a. auch die Grundlagen für die weitere Entwicklung des ehemals militärisch genutzten Čerchov-Gipfels mit einer verbindlichen Raumplanung durch den tschechischen Partner geschaffen.

Auf  dieser Grundlage konnte in 2021 der Abriss nicht mehr genutzter ehemaliger Militärbauten auf dem Čerchov-Gipfel erfolgen.

Das zertifizierte grenzüberschreitende Streckennetz umfasst insgesamt ca. 150 km Länge mit 82 km Loipen, 10 km Winterwanderwege, 33 km Schneeschuhtrails, 23 km Nordic Walking mit deutsch-tschechischem Loipenportal.

Durch die Zertifizierung erhöht sich auch die Sicherheit für den Nutzer in unserer Natur-aktiv-Region: Jedes Schild enthält einen grünen Rettungsindex. Im Falles einer Notrufsituation kann dieser an den Rettungsdienst durchgegeben werden, was eine schnellstmögliche Lokalisierung des Hilfsbedürftigen gewährleistet.

Dazu kommen viele Kilometer Wanderwege sowie ein grenzüberschreitendes Netz von Mountainbikerouten aller Schwierigkeitsstufen.

Ein regionaler Förderverein ist ein wichtiger Aktivposten zur gemeinschaftlichen Entwicklung der Ganzjahres Natur-aktiv-Region.

Landmarken im Aktionsbündnis Čerchov plus / Naturpark Oberer Bayerischer Wald und Český les

Der bayerisch-böhmische Grenzkamm ist sowohl gemeinsamer Natur- und Kulturraum als auch Schauplatz jahrhundertelanger Grenzgeschichte. Seine exponierten Höhenlange sind seit je her strategische Punkte: sog. Landmarken!

In einem gemeinsamen EU-Projekt (2017-2020) unter Koordinierung des Naturparks Oberer Bayerischer Wald haben unsere Gemeindebündnisse Domažlicko und Aktionsbündnis Čerchov plus sowie die Städte Waldmünchen, Furth im Wald und die Gemeinden Tiefenbach und Treffelstein 6 dieser besonderen Landmarken „revitalisiert“.

Revitalisierung von 6 Landmarken

Unter dem Motto "vom Grenzraum zum Begegnungsraum" wurden die Landmarken saniert, langfristig gesichert und als Teil des deutsch-tschechischen Kulturerbes für touristische und einheimische Besucher erfahrbar gemacht. Im Einzelnen sind dies die Ruine Hirschstein in Tschechien, der Burgstall Altenschneeberg (Tiefenbach), der Drachenturm (Treffelstein), der Klammerfels und der Bleschenberg (Waldmünchen) sowie die Bayernwarte (Furth im Wald).

Im September 2021 konnte zudem das neue „Infozentrum am Drachenturm“ in der Gemeinde Treffelstein eröffnet werden, welches täglich besucht werden kann.
Infozentrum am Drachenturm | Gemeinde Treffelstein

Jährliche symbolische Lichtaktion

In einer gemeinsamen Lichtaktion der deutschen und tschechischen Landmarken in der Region wurde im August 2020 der Abschluss des Projektes gefeiert (Zeitungsbeilage als PDF ca. 6MB (PDF-Datei (PDF-Datei)).

Die gemeinsame Lichtaktion hat sich als jährliches Event jeweils Ende August seitdem etabliert und symbolisiert unsere grenzüberschreitende Verbundenheit über Grenzen hinweg.

Diese und weitere Landmarken können auch virtuell als „Webpanorama“ erkundet werden unter https://www.bayerischer-wald.org/bayerischer-wald-ganz-oben.

Kulturlandschaftsentwicklung - Lebensachse Schwarzach

Die Schwarzach und ihre Zuflüsse verbinden den tschechischen und den bayerischen Teil unseres Aktionsbündnisses ganz greifbar: Sie entspringt mit ihren Quellbereichen auf tschechischer Seite, dann durchfließt sie den bayerischen Teil des Aktionsgebietes. Begleitet wird ihr Lauf von vielen Natur- und Kulturgütern sowie dem grenzüberschreitenden Schwarzachtalradweg.

Wir wollen diese zentrale tschechisch-deutsche Verbindungsachse als "Lebensachse" unseres Aktionsbündnisses in den Bereichen Tourismus/Erholung, Naturerlebnis und KULTURlandschaft erfahrbar machen. Hierzu wurden Erlebnisbereiche entlang der Schwarzach aktiviert und gestaltet, das Rad- und Wanderwegenetz grenzüberschreitend verbessert und verschiedene Themen des aktuellen und historischen Lebens an der Schwarzach erfahrbar gemacht. Seit 2011 wurde zudem die Anbindung an den Fernradwanderweg München - Regensburg - Prag, insbesondere durch Maßnahmen auf tschechischer Seite, verbessert.

Mit Förderung durch das EU-Programm INTERREG mit dem Wasserwirtschaftsamt Regensburg, dem ALE Oberpfalz und dem Naturpark konnten im Zeitraum 2006 bis 2013 einige wichtige Projekte umgesetzt werden, welche die Entwicklung der Schwarzach zur grenzüberschreitenden Lebensachse voran gebracht haben:

Lebensachse Schwarzach hike&bike bayerisch-böhmisch“ (2011-2013)

Im Rahmen des INTERREG IV-Projekts „Lebensachse Schwarzach – hike&bike bayerisch-böhmisch“ konnten wir z.B. Maßnahmen am Silbersee, Perlsee und an der Schwarzach in Rötz umsetzen:

Erstmals wurden ein Rundweg um den Silbersee und ein Fernwanderstopp als Servicegebäude angelegt.

Der Perlseerundweg wurde um einen Kräutererlebnisweg erweitert und an das tschechische Wegenetz angebunden. Für die jungen „Naturfreunde“ wurde der Erlebnisspielplatz „Räuberhöhle“ geschaffen.

Und in Rötz wurde mit der Schwarzachtalbrücke ein Brückenschlag im engsten Sinne vollzogen sowie ein deutsch-tschechischer Themenweg zum „Leben an der Schwarzach“ errichtet.

Sie möchten gleich das nächste Kapitel lesen!

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